Literatur

«All you need is less. Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht» besteht aus zwei Interviews und zwei unabhängig voneinander lesbaren Darstellungen eines Buddhisten und eines Ökonomen. Während im Buddhismus «Entsagung» oder eben Verzicht durchaus propagiert wird, ist dieses Konzept der normalen Ökonomie eher fremd. Paech stellt überzeugend dar, wie viele vermeintliche Lösungen die Probleme eigentlich nur weiter verschlimmert haben und dass es in unserer Kultur durchaus gilt, die Ansprüche zurückzuschrauben, wenn wir den Zusammenbruch vermeiden wollen. Change by Design, not by Disaster kann auch Freude machen, braucht aber schon ein ziemliches Umdenken. Hier können Meditation und auch die Ethik eine grosse Rolle spielen. Ich finde das Buch absolut lesenswert, weil es die Fakten auf den Tisch legt und keine falschen Hoffnungen weckt.

«Bewusstseinskultur. Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetaren Krise» geht der Frage nach, wie man seine Selbstachtung behält, in der die Menschheit als Ganzes versagt. Der Philosoph Thomas Metzinger sieht die Krise als schon so weit fortgeschritten, dass es primär um Schadensbegrenzug und Krisenmanagement gehen muss. Er führt aus, dass intellektuelle Redlichkeit, also den Tatsachen in die Augen blicken können, Mitgefühl und eine bestimmte Form von innerer Bewusstheit für mentale und politische Resilienz notwendig sind. Das Buch gab mir viele Denkanstösse und es ist unverkennbar, dass Metzinger langjährige und tiefe Meditationspraxis hat. Es ist aber nicht so, dass er klar darlegt was zu tun ist, die Bewusstseinskultur ist eher eine Idee, die es nun auszugestalten gilt. Einige Punkte aus dem Buch werden in dieser kurzen Diskussion aufgegriffen.

«Mindfully facing climate change» ist der Versuch einer Antwort auf die Krise aus frühbuddhistischer Sicht. Bhikkhu Anālayo basiert den Aufbau auf den vier edlen Wahrheiten und dem achtfachen Pfad. Zur Illustration bestimmter Punkte greift er immer wieder auf die Lehrreden zurück und er zeigt, wir man eine eine Geisteshaltung kultivieren kann, die auf ethischen Grundlagen beruht und Mitgefühl und Handlung in Balance bringt, damit dann auch Handeln möglich wird. Er gibt auch vier Meditationsanleitungen: Die Betrachtung der Erde (über eine Meditation zum Erdelement), die Betrachtung des Geistes (über die Gefühlstönungen zu den Wurzelübeln Gier, Hass und Verblendung), die Kultivierung von Mitgefühl und dann die Betrachtung der Vergänglichkeit, welche schliesslich auch das Loslassen erleichtert. Ich kann das Buch und den zugehörigen Online-Kurs sehr empfehlen, wenn jemand interessiert ist, wie man frühbuddhistische Texte und Konzepte auf moderne Themen anwenden kann, und mehr noch, wenn jemand auch in der grössten Krise das Potential für inneres Wachstum oder gar Erwachen ergründen will.

«Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht» zeigt auf, dass starke Gefühle eine gesunde Reaktion auf das Ausmass der Krise ist. Sie sind offenbar viel weiter verbreitet als man denkt. Katharina van Bronswijk ist eine der Gründerinnen von «Psychologists for Future», Psychologin und Psychotherapeutin. In einer sehr zugänglichen Sprache zeigt sie auf, warum unsere Psyche uns beim Klimaschutz manchmal im Weg steht, aber auch, wie die starken Gefühle uns auch ins Handeln bringen können. Spannend fand ich zum Beispiel ihre Darstellung, was denn die Leute hindert, die notwendigen Massnahmen einzuleiten und umzusetzen. Das beginnt beim begrenzten Denkvermögen, das uns die Probleme nicht umfassend begreifen lässt, und geht über Ideologien bis zu begrenzten Handlungsmöglichkeiten. Das Buch bietet praktische Ansätze, handlungsfähig zu bleiben, auch wenn es manchmal schwierig ist.